Die Gewinnerin für das Jahr 2023 ist Malene Schüler, welche in Norwegen zu Gast war. Herzlichen Glückwunsch, Malene!
Malene wurde über die Agentur Kulturist UG nach Norwegen vermittelt.
Und hier ihr Essay:
Hej hej og velkommen i Norge!
Genau in Norwegen, einem wunderschönen Land in Skandinavien, das ich jetzt schon seit fast einem halben Jahr mein Zuhause nennen darf. Anfang Juli 2023 habe ich nämlich hier angefangen als AuPair zu arbeiten und wohne seitdem zusammen mit meiner Gastfamilie in Norwegens Hauptstadt Oslo.
Und auch, wenn es mir hier jetzt so gut gefällt, kam es doch alles ein bisschen anders als ursprünglich geplant. Schon seit einer ziemlich langen Zeit habe ich davon geträumt, einmal in Schweden zu wohnen, so dass es ganz zu Beginn mein Plan war, mein AuPair-Jahr in Schweden zu machen. Innerhalb des Bewerbungsprozesses habe ich dann aber meine jetzige Gastfamilie kennengelernt und wusste eigentlich ziemlich schnell, dass ich es mir gut vorstellen könnte, das nächste Jahr mit ihr zu verbringen. Und so kam es dann auch. Und nun habe ich das Glück, nicht nur mit einer wirklich tollen Familie zusammen zu wohnen, sondern auch zu erfahren, dass nicht nur Schweden, sondern auch Norwegen ein wirklich faszinierendes Land ist. Für mich ist es total spannend, die Kultur und die Sprache kennenzulernen, für eine kleine «tur» draußen unterwegs zu sein, neue Freundschaften zu schließen, durch die Karl Johans Gate zu schlendern, das Schloss zu besichtigen, ein bisschen in der Deichman Bibliothek zu stöbern oder mit meiner Gastfamilie zu verreisen.
Das gemeinsame Reisen ist tatsächlich eine der Sachen, für die ich meiner Gastfamilie besonders dankbar bin. Schon knapp zwei Wochen nach meiner Ankunft sind wir nach Island, dem Heimatland meiner Gastmutter Elisabet geflogen. Sie ist ein wirklich liebevolle, fleißige und intelligente Frau und nicht nur für ihre Töchter eine tolle Mutter, sondern auch für mich eine super Gastmutter. In Island hatte ich nicht nur die Möglichkeit meine beiden Gastschwestern Embla (6) und Katla (2) und meine Gasteltern besser kennenzulernen, sondern habe auch das erste Mal die Familie und Freunde von Elisabet aus Island getroffen. Immer war ich willkommen, überall mithinzukommen, sei es zu einem Dinner bei Freuden, einem Cabin-Trip für zwei Nächte mit den Großeltern oder einem Eisessen mit einem befreundeten Paar und deren Kindern und das ist wirklich etwas, was ich sehr zu schätzen weiß. Doch das war natürlich nicht nur in Island so. Auch hier in Norwegen fühle ich mich wie ein fester Bestandteil der Familie und auch während unserer zweiten Reise im Herbst war es nicht anders. Von Ende September bis Anfang Oktober ging es für uns alle nach Perth in Australien in die Heimat von meinem Gastvater Zach. Zach ist nicht nur ein wirklich toller Koch, sondern auch ein beeindruckender Radfahrer und genau wie seine Frau ziemlich fleißig. In Australien durfte ich dann Zachs Eltern, seinen Bruder und die australischen Freunde meiner Gasteltern kennenlernen. Doch nicht nur das hat die Reise so schön gemacht. Das gemeinsame Dinner im Sonnenuntergang
am Strand von Cottesloe mit Katla und Elisabet, der Ausflug mit der ganzen Familie in den Tierpark, in dem ich zum ersten Mal in meinem Leben Koalas, Kängugurs und viele weitere Tiere gesehen habe, das abendliche Malen mit Embla am Essenstisch oder auch das Kartenspielen mit meinen Gasteltern und „Gastgroßeltern“ am späten Abend werde ich wohl nie vergessen.
Für mich zählen die letzten sechs Monate definitiv zu den spannendsten und schönsten meines Lebens. Vor knapp einem halben Jahr war ich noch die 20 jährige junge Frau aus der Nähe von Hannover, die gerade erst ihr Abi gemacht hat und auch noch nicht wirklich für mehr als zwei Wochen an einem anderem Ort als ihrem Zuhause gewohnt hat. Ich habe herausgefunden, dass es gut ist und sich lohnt, Mut zu haben und Dinge zu tun, die man vorher noch nie getan hat. Für mich war der Flug nach Norwegen der erste Flug in meinem Leben, in ein Land, in dem ich vorher noch nie gewesen bin und zu einer Familie, die mir zwar auf Anhieb sehr sympathisch war, aber die ich bisher auch nur von Videotelefonaten kannte. Natürlich hätten Dinge schief gehen können, es hätte sein können, dass es mir überhaupt nicht gefällt, doch das war absolut nicht der Fall und ich freue mich einfach nur darüber, dass alles so gekommen ist, wie es jetzt ist!
Mir macht die Arbeit mit Embla und Katla viel Spaß. Beide Mädchen sind immer offen für neue Ideen, wir verbringen unsere Nachmittage sowohl drinnen als auch draußen, wir gehen auf den Spielplatz, spielen im Schnee, lesen Bücher, malen oder puzzeln zusammen. Embla ist ein sehr freundliches, aufgeschlossenes und intelligentes Mädchen. Sie hat genau wie ihre Schwester das Glück, schon in einem so jungen Alter mehrere Sprachen sprechen zu können. Nicht nur wenn ich auf Englisch etwas nicht verstehe, kann ich sie einfach fragen und sie erklärt es mir, sondern auch bei Fragen zu meinen Hausaufgaben von meinem Norwegischkurs steht sie mir immer unterstützend zur Seite. Besonders freue ich mich schon auf das Skifahren mit ihr, einem Thema über das wir uns so gerne morgens auf dem Schulweg unterhalten und sie mir voller Begeisterung von ihren Erfahrungen erzählt. Und auch Zeit mit Katla verbringen zu dürfen ist ein großes Geschenk. Die gemeinsamen Spaziergänge mit ihr im Kinderwagen, wenn sie ihren Mittagsschlaf macht, mag ich besonders gerne. Ein tolles Gefühl ist es außerdem für mich, sie vom Kindergarten abzuholen und zu sehen, wie sie auf mich zugerannt kommt und „Hej Mena“ (so wie ich liebevoll von ihr genannt werde) ruft. Und neben dieser ganzen kleinen schönen Momenten wird mir oft bewusst, wie viel Verantwortung man eigentlich doch zeitgleich für die zwei kleinen Mädchen trägt und wie schön es ist, diese Erfahrung jetzt schon so früh zu sammeln und für den Rest des Lebens in sich zu tragen. Immer wieder gibt es natürlich auch Momente, in denen man über seinen eigenen Schatten springen muss. Ganz zu Anfang war es wirklich ein bisschen komisch für mich, in der Straßenbahn Bücher vorzulesen oder Lieder für die Mädchen zu singen. Doch schnell wurde mir bewusst, wie sehr sie sich darüber freuen und wie egal es doch eigentlich ist, ob andere Menschen sich irgendwas darüber denken. Ein bisschen schwierig ist es außerdem manchmal für mich, in Situationen zu sein, in denen man die Einzige ist, der es manchmal noch ein bisschen schwer fällt, Norwegisch mit zum Beispiel anderen Eltern auf dem Spielplatz zu sprechen. Doch auch hier durfte ich lernen, dass diese Sorgen eigentlich in den meisten Fällen unbegründet sind und man liebevoll integriert wird. Natürlich vermisse ich meine Freunde und Familie in Deutschland, es gibt Tage, an denen Dinge vielleicht nicht so laufen, wie sie sollten. Doch da ist es für mich immer sehr schön zu wissen, dass ich sowohl hier meine Gastfamilie habe, die für mich da ist und mich unterstützt und meine Familie und Freunde in Deutschland natürlich immer noch meine Familie und Freunde sind, auch wenn man für einen gewissen Zeitraum nicht mehr so dicht beieinander wohnt, wie es einmal war.
Ich freue mich schon sehr auf die zweite Hälfte meines AuPair-Jahres hier, den kommenden Frühling und Sommer, den Abschluss meines Sprachkurses, das Schließen von weiteren neuen Freundschaften, darauf die Stadt Oslo und das Land Norwegen noch besser kennenzulernen… .
Ich bin mir sicher, dass das AuPair-Sein eine Erfahrung fürs Leben ist. Alleine in den letzen sechs Monaten habe ich so viel erlebt, ich bin in ein für mich neues Land gezogen, durfte auf Reisen gehen, habe mein Englisch verbessern können, angefangen Norwegisch zu lernen, Menschen aus anderen Ländern und mit anderen Kulturen kennengelernt und ihnen auch ein klein bisschen von meiner eigenen Kultur näherbringen können und für all diese Möglichkeiten und Erlebnisse bin ich wirklich sehr dankbar!
Malene
Vielen lieben Dank, Malene! Ein wirklich toller und authentischer Beitrag, welcher hoffenltich viele junge Menschen dazu animiert, auch das Abenteuer Au-Pair zu wagen!
Malene hat für Ihren Bericht einen Gutschein in Höhe von 150 Euro gewonnen!