erhält Bewerbungen von potentiellen AuPair-Kandidaten über unterschiedliche Wege: über Partner-Agenturen (also AuPair-Agenturen die im Heimatland der Kandidaten sitzen), über Deutschlehrer im Ausland oder über Initiativbewerbungen. Bekommt die AuPair Agentur die Bewerbungen über Partner oder Lehrer, hat die Agentur in diesem Stadium einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Plattform: der Partner oder der Lehrer kennt den AuPair-Kandidaten persönlich. Er hat also Hintergrundinformationen, die er der Agentur in Deutschland liefern kann. Durch Vertrauen, das man sich im Laufe der Jahre mit seinen Partnern aufgebaut hat, kann man den Einschätzungen trauen und so die Kandidaten in sein Portfolio aufnehmen, oder nicht. Viele Agenturen gehen „the extra mile“, indem sie jeden Kandidaten über ein Skype-Interview persönlich kennen lernen und erst auf Grund dieses Interviews entscheiden, ob sie diesen Kandidaten vermitteln möchten.
Eine AUPAIR PLATTFORM
bietet den suchenden Kandidaten einen kurzen Fragebogen, die Möglichkeit Fotos von sich hochzuladen und einen Vorstellungstext einzufügen. Die so gesammelten Informationen sind eine Art Steckbrief.
Eine gute AUPAIR AGENTUR
ist niemals mit einem Steckbrief zufrieden. Sie will deutlich mehr: sie will eine vollständige Bewerbung (mit Zertifikaten, Referenzen, etc.), Hintergrundinformationen, persönlichen Kontakt und Bauchgefühl. Und sie nimmt sich heraus einen Kandidaten oder eine Gastfamilie in manchen Fällen nicht aufzunehmen, um sowohl die eigenen Kunden, als auch die AuPairs zu schützen.
Eine AUPAIR PLATTFORM
kann nicht erkennen, ob eine AuPair-Bewerberin tatsächlich korrekte Angaben leistet, oder ob die Gastfamilie falsche Versprechungen macht. Sie geht das ganz sachlich und pragmatisch an. Das funktioniert sehr gut mit materiellen Dingen, wie zum Beispiel bei einem Auto, das man sich online konfiguriert, oder einen Teppich, denn man sich anhand von eigenen Angaben weben lässt. Allerdings ist das Aupair-Programm ein People Business. Man könnte natürlich sagen, online Dating ist auch People Business und läuft wunderbar. Beim Online-Dating geht es nicht um unsere Kinder und es geht nicht um eine fremde Person, die wir ab dem ersten Tag nach Ankunft 12 Monate in unserem Haus beherbergen.
Eine AUPAIR PLATTFORM
versammelt viele Profile von Gastfamilien und von AuPairs. Sie merkt sich aber nicht, dass zum Beispiel die eine Gastfamilie schon drei AuPairs hatte und diese AuPairs nach kurzer Zeit gekündigt haben – was aber für das AuPair, welches sich diese Familie ausgesucht hatte eine wichtige Information wäre. Die Plattform merkt sich auch nicht, dass das AuPair seine Angaben immerzu ändert, je nach Stimmung. Eine Plattform nimmt die Daten, schiebt sie durch den Darm des Algorithmus und spuckt auf der anderen Seite Profile aus, die laut der eingegebenen Daten von jeder der beiden Parteien einen „Perfect Match“ ergeben. Wir merken uns: Eine AuPair Plattform arbeitet Datenbasiert.
Eine AUPAIR AGENTUR
hingegen gibt sich oft den Anschein, als würde auch sie mit den kalten Daten arbeiten und die Gastfamilien und die Bewerber anhand der Daten zueinander führen. Warum sonst sollten die Familie und das AuPair seitenlange Fragebögen ausfüllen? Eine AuPair Agentur vermischt diese Daten mit einer guten Portion Kulturwissen, fügt Bauchgefühl hinzu, rundet es mit Erfahrung ab und würzt das Ganze mit einer Prise Menschlichkeit. Vereinfach kann man sagen, dass das Matching, welches eine Agentur macht, eher ein Dinner und kein Fast Food ist. Wir merken uns: Eine AuPair Agentur hat die Menschen im Fokus, also die berufstätige Mutter, den Vater, der viel reist, die aufgeweckten Kinder, die nervösen AuPair-Bewerber und sogar die im Hintergrund versammelten Haustiere!
Aber erst jetzt kommen wir zu dem größten Unterschied zwischen einer Plattform und einer Agentur: In diesem Stadium sind wir erst am Anfang der Tätigkeit, die eine AUPAIR AGENTUR
ausmacht. Das Matching (welches ich oben beschreibe) ist vom zeitlichen Aufwand deutlich geringer, als das was noch kommt, bis das AuPair mit dem Koffer am Zielflughafen steht. An diesem Punkt verabschiedet sich aber bereits die AUPAIR PLATTFORM. Sie hat ihren Dienst getan und verlässt die Bildfläche. Sie müssen sich das so vorstellen: Das Matching ist wie das Kennenlernen an der Haustür. Bis man aber den Gast tatsächlich hereingebeten hat, ihn durch den engen Flur geführt hat, gemeinsam das Wohnzimmer betreten hat und sich im Esszimmer an den Tisch setzt, ist es noch ein langer Weg.
Die AUPAIR AGENTUR
kommt also jetzt erst so richtig in Fahrt. Es werden Dokumente erstellt und so vorbereitet, dass die Gastfamilie lediglich ihren Otto drunter machen muss. Es werden Botschaftstermine gebucht. Im Hintergrund werden weitere Dokumente speziell für das AuPair erstellt. Das AuPair wird auf den Aufenthalt in Deutschland geeicht. Die Gasteltern werden mit appetitlichen Häppchen an Informationen gefüttert, damit sie sich gut und vor allem motiviert auf das AuPair vorbereiten können. Es wird telefoniert, es wird geemailt, es wird geskyped, es wird noch mehr geemailt und es wird Händchen gehalten.
Dann irgendwann steht das AuPair erwartungsvoll am Flughafen.
Wer denkt, dass jetzt der Job der AUPAIR AGENTUR
zu Ende ist, der irrt. Der Job (Emails, Telefonate, Motivationsgespräche, Krisengespräche, Informations-PDFs und noch mehr Emails) endet erst, wenn das AuPair die Gastfamilie verlässt. Wenn alles nach Plan läuft ist das nach 12 Monaten. Und so ist die AuPair Agentur bei nur einem Matching sechszehn Monate (und mehr) ein Ansprechpartner für die Gastfamilie, die ein AuPair bekommt. Ich denke an diesem Punkt wird jedem klar: Man kann das Angebot einer AUPAIR AGENTUR
nicht in seiner Gänze mit dem Angebot einer AUPAIR PLATTFORM
vergleichen.
Ist man ein Neuling und frisch dabei, sollte man zumindest in den ersten Jahren seiner AUPAIR AGENTUR
gut bei der Arbeit zuschauen, ihre Informationen aufnehmen und Erfahrungen sammeln. Denn als Gastfamilie ist man zu Beginn kein Profi. Um die richtige Entscheidung zu treffen ist es wichtig, sich immer vor Auge zu führen, was das Ziel ist: eine freundliche und loyale Kinderbetreuung, eine Entlastung im Familienalltag. Man lädt einen fremden jungen Menschen ein und vertraut ihm sein Wertvollstes an: seine Kinder. Ist es da nicht unabdingbar, dass dies in einem möglichst sicheren Rahmen geschieht?
Ich hoffe, dieser - etwas zu lang gewordene - Text hilft Ihnen bei Ihrer Entscheidung. Wir wünschen Ihnen und Ihren Kindern die besten Erfahrungen mit Ihren AuPairs, egal wo Sie sie kennen gelernt haben, ob auf einer Plattform oder durch eine Agentur.
Von Lene Borgers (FAIR PAIR – Die AuPair Agentur), Erweiterter Vorstand Aupair Society e.V.